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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

     und er bestanden manchen Straus,
da schifft’ er zur Rückkehr in Joppe sich ein,
ach Jammer! ein Opfer der Wogen zu sein.

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     Er stand todtbleich auf dem Verdeck.

     Wie flog im Sturm so wild sein Haar,
     wie furchte seine Stirn der Schreck,
     wie schlug sein Herz in der Gefahr!
Er schaute voll Angst in den Kampf der Natur,

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dem Ritter nicht bangte, dem Liebenden nur.


     Und wilder wird des Sturmes Wuth,
     er wirft das Schiff hinauf hinab,
     und wühlet Schlünde in die Fluth,
     als grüb’ er rastlos Grab an Grab;

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ihm leuchten die Blitze mit blendendem Schein,

verzweiflungsvoll blicken die Schiffer darein.

     Der Ritter rang die Händ’, und rief:
     „So soll ich sie nicht wiederseh’n?
     Nicht wiederseh’n – und muß ich tief

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     hier in den Wellen untergeh’n!

Gott, Herrscher im Himmel, das Meer ist ja dein!
Gebiete den Fluthen! Erbarme dich mein!“

     Und schonungsloser tost die Fluth,
     das Schiff fliegt wie ein Federball,

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     geworfen von des Sturmes Wuth,

     hinauf hinab im Wogenschwall.
Der Sturm macht die Mühe der Schiffer zum Spott;
sie befehlen müssig die Seele zu Gott.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)