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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Mathilde, nicht wissend, was, wie und wozu,

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     entscheidet mit raschem Bejahen.

„Nun gut denn!, – ruft Heide – so soll er im Nu
     das Absageschreiben empfahen.“
Früh, als es im Morgen ein wenig tagt,
der Bote damit zum Markgraf jagt.

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Der Markgraf3) hatte Graf Jeschken gedroht,

     er wolle es fürchterlich rächen,
wenn solcher sich fürder nach seinem Gebot
     nicht würde der Fehden entbrechen,
die er und die Grafen, Maul, Heide und John,

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mit Rützscheln geführet seit Monaten schon.


Das verdroß die von Dohna, das trieb sie dazu,
     mit dem Markgraf die Fehde zu wagen.
Sie harrten im Schlosse in sicherer Ruh,
     daß er käme mit ihnen zu schlagen,

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und harren nicht lang; in der siebenten Nacht

kommt der Markgraf vor Dohna mit reisiger Macht.

Wie blitzen, wie funkeln im Morgenroth,
     wie rasseln die Schwerter und Speere!
Wie drohen die Kolben und Aexte den Tod!

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     Wie wogt es im feindlichen Heere!

Wie stehn die markgräflichen Schaaren so dicht!
Doch die Grafen von Dohna schreckt das nicht.


[Ξ] 3)

Der Markgraf Wilhelm der Einäugige war schon längst der Nachbarschaft der unruhigen Burggrafen von Dohna überdrüßig, zumal da sie treue Anhänger des Böhmischen Königs Wenzel waren, dem der Markgraf so gehässig war, daß er mit Friedrich dem Streitbaren den Gegenkaiser Ruprecht hatte wählen helfen.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)