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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Der böse Nix[WS 1], der sie geraubt,
trug eine Krone auf dem Haupt,

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     blau war er wie die Schlehe

     vom Kopfe bis zur Zehe.

Woher er kam, man wußt’ es nicht,
     so schnell war er gekommen,
sonst hätten wohl den argen Wicht

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     die Burschen festgenommen.

So aber standen sie verblüfft,
wie wenn der Donner einen trifft;
     schon bargen seit Minuten
     den bösen Nix die Fluthen.

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Sie sah’n erschreckt einander an,

     und rangen ihre Hände:
„Hilf Gott! Erfährt das Kilian,
     das ist des Alten Ende.“
Sie riefen laut, sie klagten schwer

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am Ufer hin, am Ufer her,

     doch ach, der Wellen Dröhnen
     schien ihrem Ruf zu höhnen.

Und Berthold warf verzweiflungsvoll
     sich nieder auf die Erden:

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„Herr Gott du droben, warum soll

     ich so gezüchtigt werden?
Hab’ ich, hat sie, hat Kilian,
wer hat so Gräßliches gethan,
     daß du an unsern Leiden

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     willst deine Augen weiden?“


Anmerkungen (Wikisource)

  1. mythologisch für Wassergeist
Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)