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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Ein Wagen fuhr bei Nauenhof
     die Leipz’ger Straße her,
er war beladen mit Gefäß
     und Kasten hoch und schwer.

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Ein Greis im blauen Fuhrmannshemd

     schritt langaus nebenbei,
und trieb die Gaule, daß er noch
     zur Nacht in Leipzig sey.

Der Abend zog im Nebelkleid

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     schon über Berg und Thal,

drum treibt der Fuhrmann sein Gespann
     mit Hui und Peitschenknall.

Da ruft ihn hinten wer von fern:
     „Halt an, Fuhrmann, halt an!“

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Er sieht sich um; lautkeuchend trappt

     ein Wanderer heran.

Der buckelt’ einen Mantelsack,
     und trocknet’ sich den Schweiß:
„He, guter Fuhrmann, nehmt mich mit,

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     die Last macht mir es heiß.“


Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 041. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_041.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)