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nächstältesten Zeugnis über diese Rechte, nur das der Lehnserteilung hervorgehoben. Hier sind es aber nicht mehr unterschiedslos alle Lehen, deren Vergabung den Pfalzgrafen zugestanden wird; vielmehr werden ganz ähnlich wie in der Goldenen Bulle die wichtigsten Reichslehen der Verfügung des Pfalzgrafen entzogen. Die Übereinstimmung des Rechtsbuches mit unserm Kapitel der Goldenen Bulle ist eine so weit gehende, daß wir jenes hier als unmittelbare Quelle des Gesetzes ansehen müssen.

Das Kapitel 147 des kaiserlichen Lehnrechtsbuches geht von der Voraussetzung aus, daß jedes Lehen beim Herrenfalle innerhalb Jahr und Tag erneuert werden muß, widrigenfalls es heimfällt. Damit nun die Inhaber von Reichslehen keinen Schaden leiden, wenn innerhalb Jahr und Tag nach Erledigung des Reiches kein neuer König einhellig erwählt wird, so sollen sie ihre Lehen vom Pfalzgrafen empfangen, dadurch werden sie aber, wie das Rechtsbuch richtig ausführt, nicht des Pfalzgrafen Mannen, sondern, da er ihnen Reichslehen leiht, Mannen des Reiches. In der Beschränkung der lehenrechtlichen Befugnisse des Pfalzgrafen während der Thronerledigung stimmt nun das Rechtsbuch mit der Goldenen Bulle darin überein, daß beide die Fahnlehen und im allgemeinen die Fürstenlehen von der Vergabung durch den Pfalzgrafen ausschließen. Die Goldene Bulle sagt darüber: feudis principum dumtaxat exceptis et illis, que vanlehen vulgariter appellantur, quorum investituram et collacionem soli imperatori vel regi Romanorum specialiter reservamus. Das Rechtsbuch aber bestimmt: Und wird ez nit verrihtet umb einen kunc inr jars vrist, so suln alle, die lehen von dem riche hant, iriu lehen enphahen von dem phalzgraven von Rine, ane die fursten; diu suln ir furstenampt nit von im emphahen. Alle die vanlehen hant von dem riche, daz niht furstenampt sint, diu suln si enphahen von dem phalzgraven von Rine, sie werdent aber davon nit des phalzgraven man, si werdent des riches man; wan er lihet in sin guot niht, er lihet in des riches guot; davon sint si des riches man. ... Die fursten soln ir ampt mit rehte han (d. h. ohne Lehnserneuerung auch über Jahr und Tag hinaus). Und swaz si ander lehen von dem riche hant, unz in ein kunc ane kriec wirt, so suln si diu lehen enphahen von dem phalzgrave von Rine.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. (Teil 1). Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger, 1908, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeumer_Die_Goldene_Bulle.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)