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noch unentwickelt, noch nicht organisirt zu unserer Menge von Leben. Mich dünkt, in der ganzen Schöpfung sey dieser Fingerzeig der Natur, ein Faden der Ariadne[1] durchs Labyrinth der Thiergestalten hinauf und hinunter. Aber, mein Freund, wir haben uns müde gegangen und müde geschwatzt; wie, wenn wir uns unter diese angenehmen Bäume niederließen, und dem Schwan zusähen, der sich dort in der hellen Fläche bespiegelt und auf ihr rudert.

     Sie setzten sich und ruheten eine Weile. Das Rauschen der Wellen und das Lispeln der Bäume betäubt angenehm die Gedanken – bis endlich Charikles den Faden des Gesprächs aufnahm.

     Char. Sie kamen, Theages, durch die Hypothese, daß das Thier ewig Thier bleibe, um die Schranken der Natur nicht zu durchbrechen, von der freyern und seelerhebenden ab, daß in ihr alles Ein Zusammenhang sey, und in der größten Vielfachheit, in einer unzählbaren Veränderung von Formen das Reich der



  1. Ariadne, die Tochter des kretischen Königs Minos gab Theseus ein Fadenknäuel, damit er wieder aus dem Labyrinth herausfinde.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)