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– Den, Parmeno, den nenne ich
den Glücklichsten, der, wenn er ohne Leid
die hohen Dinge sah, die wir nun sehn,
die Sonne, diese Sterne, Wolken, Mond
und Feuer, wieder geht, woher er kam.
Denn lebtest du auch hundert, oder lebst
du wenig Jahre nur, du siehest sie;
und schöneres als sie, sah keiner je.
Halt diese Lebenszeit, von der ich rede
für einen Marktort, eine Wanderschaft,
wo es Gedränge, Diebe, Spiel und Müh
die Menge giebt. Je früher du weggehst,
je früher findest du die beßre Herberg,
wenn du den Reisepfenning Wahrheit hast,
und lässest keinen Feind. Wer lange weilt,
geht matt von dannen; und ereilet ihn
das böse Alter, ach da hat er Mangel
und Plage, findet Feinde hie und da,
der stirbt nicht glücklich, der zu lange lebt [1]



  1. Worte aus einem Fragment Menanders.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)