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Es ist als ob es schiene, um uns den Glanz einer andern Welt zu zeigen, und uns von amaranthnen Lauben der Ruhe und einer unauflöslichen seligen Freundschaft, Träume voll sanften Thaues einflößen zu wollen.

     Ch. Sie träumen treflich, mein Freund, vorm Angesicht des Mondes, und ich träume gern mit Ihnen. Mir wars oft so, daß, insonderheit wenn Trauer, sanfte Schwermuth, oder das Andenken an Verstorbne inniggeliebte Todten mich erfüllte, mir beynahe der Mondesstrahl ihre Sprache zu seyn schien, und es mich dünkte, es fehle nicht viel, ihren glänzenden Schatten vor mir zu sehn, oder den Kuß ihrer reinen Lippe auf meine Seele in einem Strahl hinabfließend zu fühlen. Aber gnug davon, wir werden ja hier beyde beynah Schwärmer! Erzählen Sie weiter.

     Th. Ich mag nicht; denn auch mir fehlen die blauen smaragdenen Goldschwingen, Sie von Stern zu Stern zu tragen, Ihnen zu zeigen, wie auch unsre Sonne um eine größere Sonne

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)