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Frechheiten Anlaß geben kann, indem es die Lüste, die der Bösewicht in sich fühlt, zu seiner jetzigen Bestimmung macht, und ihm, wenn er zuletzt am Galgen stirbt, den süßen Trost giebt: er habe nun eine seiner Schulden gebüßet! Es sey seine Bestimmung gewesen, jetzt solchen Weg zu gehen: was er noch nicht gelernt und erfahren habe, das habe er Zeit auf andern Stationen zu lernen.

     Ch. Von solchen Mißbräuchen wollen wir nicht reden; das Beste kann vom dummen Bösewicht aufs ärgste gemißbraucht werden. Ich komme zu meiner Frage zurück: wie wollen Sie sich mit dem Gott versöhnen, der das Schicksal der Menschen so ungleich machte? Entweder müssen ihm die Ideen von böse und gut, vollkommen oder unvollkommen, glücklich oder unglücklich, sehr gleichgültig sein; oder –

     Th. Oder wir sollen ihn nur nicht nach unserm kleinen, engen, armseligen Maaßstaabe messen. Wer ist glücklich, wer unglücklich? Ists der Policirte mehr als der Wilde? Der

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)