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die Eindrücke und Gefühle der Jugend. Kranke Leute behalten Ideen des Schmerzes, schwache Leute Gefühle der Mühe und der Lästigkeit aus frühen Gefühlen der Art, die sich ihnen eindrückten. Vielleicht wurden manche begeisterte Helden und Schwärmer durch ein hitziges Fieber dazu in der Kindheit gebildet, davon ihnen Ideen blieben. Diese kommen zu gewissen Zeiten in Stunden der Schwachheit, des plötzlichen Ueberfalls, wenn die Seele nicht auf ihrer Hut ist und ihre Gedanken gleichviel womit combinirt, wieder, sie kommen oft wieder und werden herrschende Gefühle. Ich könnte ihnen frappante Exempel davon erzählen; mit denen wir aber zu weit abkämen. Bemerken sie Verliebte und Wahnsinnige, insonderheit traurig-Verliebte und sanft-Wahnsinnige, sie werden die Macht erster Eindrücke, die ganze Jugend ihrer Seele in allen Zügen ihrer Gemälde sehn, in allen Klagen ihrer Verirrung hören. Ja bemerken Sie nur Ihre eigne Seele in Träumen. Da sind wir alle dergleichen Verirrte. Nach gewissen Jahren decoriren wir

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)