Seite:Zerstreute Blaetter Band I 252.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

denen wir aus aller Geschichte keine festen Data haben. Jung oder alt – das Wiederkommen des menschlichen Geschlechts müßte merklich geworden, die Ebbe und Fluth der Geister müßte, wenn auch nur muthmaßend, bemerkt seyn. Ja wenn mit dem Wiederkommen der menschliche Verstand und der moralisch-feine Sinn, die innere Thätigkeit und Elasticität des Menschen, gar wüchse: Himmel wie vortrefliche Menschen müßten wir haben, an denen, die schon zehnmal dagewesen waren! Und wo sind diese? Wo, mein Freund, sind sie? Die weisern, bessern, stärkern Menschen – haben sie in der neuen Zeit oder im Alterthum gelebet? und wie oft sind denn die Homere, Sokrates, Pythagoras, Epaminondas, Scipionen wieder erschienen? geschweige, daß sie von Jahr- zu Jahrhunderten gewachsen wären! Immer waren die menschlichen Phönixe selten, und werdens bleiben. Wir dürfen nicht besorgen, daß mit dem Jahr 1800 plötzlich Götter auf der Erde statt der Menschen wandeln werden, weil das Kreisrad nun den

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)