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Menschengeschlechts, die den Rath mit dem Apfel gegeben hatte, auch die Ausrichtung des Rathes sehr angelegen seyn, so daß zuletzt jeder entzückte Liebhaber in seiner Chloris eine Venus oder Grazie zu umarmen glaubte. Selbst die keusche Diana ward von der großmüthigen Begierde, Menschen zu veredeln, ergriffen, und hieng, da sie sich ihrem Endymion leibhafter Weise zu nahen nicht wagte, mit zärtlich begeisterndem Blick über seinem schlummernden Auge. Nur zwo Göttinnen, Juno und Pallas, blieben keusch: jene aus Stolz und Eifersucht; diese, deren Rath gänzlich verfehlt war, aus schamhafter Weisheit.


6.

     Die Scene des Menschengeschlechts ward nun in ihrem Innern verändert. Halbgötter und Heroen erschienen; nicht durch fremde, sondern durch eigene Kräfte: der Saame der Göttlichkeit war in sterbliche Leiber gepflanzet. Welche größere Thaten geschahen jetzt! welchen weitern

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)