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wir den Thon zu schwach und zu fein nahmen, daß der Hauch unsers Mundes sich ihnen in zu geringen Maas mittheilte, als daß sie die Gefahren bestehen könnten, die ihnen das Schicksal auflegte. Wir müssen also uns ihnen noch enger zu verknüpfen, ihre innere Kräfte zu stärken und das Menschengeschlecht durchs Menschengeschlecht zu erheben suchen. –

     Die dunkle Philosophin hätte vielleicht noch lange so fortgeredet; aber die schalkhafte Venus unterbrach sie, und warf dem Jupiter zu den Apfel der Liebe.

     Pallas schwieg und schlug den Schleyer nieder: denn das hatte ihr dunkler Rath nicht gemeinet; die Auslegung der Venus aber gefiel, und Jupiter gieng den Göttern vor am Beyspiel. Er schlüpfte hinunter, bald als goldner Regen, bald als Schwan, bald in andern Gestalten, wo irgend er nur eine Schönheit fand, in der ein Funke von Götterseele gedeihen konnte. Einige Götter und selbst Göttinnen folgten nicht ungern; insonderheit ließ sich die zärtliche Mutter des

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)