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Der Sphinx.

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Eine Erd- und Menschengeschichte.

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I.

Sehet ihr jene dunkle Wolke? sprach Jupiter an einem Tage, da die Götter in Freude lebten: helldunkel und verwirrt schwebt sie tief unter unserm Fuß in den Lüften; was gilts, wenn wir sie zu einem Wohnplatz belebter Wesen und zu einem neuen Spiel unsrer Freuden machten? Er sprachs, und alle Götter stimmten ihm bey.

     Sogleich sandte Rhea, die Mutter der Götter, den künstlichen Vulkan hernieder, und gab ihm von ihrem ewig brennenden Altar das himmlische Feuer in seine Hände. Ungestüm fuhr er hernieder und zerstieß am Felsen, dem Kern der Wolke, seinen Fuß, daß er noch davon hinket. Er gieng in die Klüfte des Felsen mit seiner Flamme, und bereitete sie zum Heiligthum der Vesta: er bildete Gänge in denselben, wo er noch seine Metalle schmiedet.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)