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aller Welt der liebste Genius werden. Denn glaubst du nicht, daß auch Scherze und Freuden ermüden? Wahrlich, sie ermüden früher als Sorg’ und Elend, und verwandeln sich dem satten Glücklichen in die langweiligste Trägheit.

     Aber auch du, fuhr er fort, sollt nicht ohne Vergnügungen seyn; ja in ihnen oft das ganze Heer deiner Brüder übertreffen.“ Mit diesen Worten reichte er ihm das Silbergraue Horn anmuthiger Träume. Aus ihm, sprach er, schütte deine Schlummerkörner, und die glückliche Welt sowohl, als die unglückliche, wird dich über alle deine Brüder wünschen und lieben. Die Hofnungen, Scherze und Freuden, die in ihm liegen, sind von deinen Schwestern, den Grazien, mit zauberischer Hand von unsern seligsten Fluren gesammlet. Der ätherische Thau, der auf ihnen glänzet, wird einen jeden, den du zu beglücken denkst, mit seinem Wunsch erquicken, und da sie die Göttin der Liebe mit unserm unsterblichen Nektar besprengt hat: so wird die Kraft ihrer Wollust viel anmuthiger und feiner den Sterblichen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)