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Die Stimme der Thränen.


Drei Tage war Isaak im Herzen seines Vaters todt: denn am vierten Tage hatte Gott sich ihn zum Opfer erkoren. Schweigend zog Abraham gen Moriah hin, im tiefsten Grame versunken, als ihn die freundliche Stimme des Kindes weckte: „Siehe mein Vater, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm zum Opfer?“ – „Mein Sohn, sprach Abraham, Gott hat ihm selbst ersehen ein Opferlamm!“ So gingen die beide schweigend mit einander.

Und als sie kamen an die Opferstäte und der Altar gebauet und alles bereitet war: ergriff der Vater seinen Sohn und legte ihn auf den Altar und fassete das Messer in die Rechte und sah gen Himmel hinauf. Der Knabe duldete und schwieg und blickte mit weinendem Auge zum Himmel hinauf –

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)