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worden ist; indessen sei, zur Lehre deines Irrthums, dir dein Verlangen gewähret.“ Er sprach das Wort der Verwandlung und Lilith stand da in menschlichen Gliedern.

Freudig wallete Adam in ihre Arme; schnell aber sahe er seinen Irrthum ein: denn die schöne Lilith war stolz und wollte sich nicht zu seinem Herzen fügen. „Bin ich, sprach sie, deines Ursprunges? Aus Luft des Himmels ward ich gebildet und nicht aus niedriger Erde. Jahrtausende sind mein Leben; Stärke der Geister ist meine Kraft und Wohlgeruch meine himmlische Speise. Ich mag dein niedriges Geschlecht der Staubgebohrnen mit dir nicht vermehren.“ Sie entflog und wollte nicht wieder zu ihrem Manne kehren.

Gott sprach: „es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gattinn geben, die sich zu ihm füge.“ Da fiel ein tiefer Schlaf auf Adam und ein weissagender Traum wies ihm das neue Gebilde, das für ihn erschaffen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)