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Lilith und Eva.


Einsam ging Adam im Paradiese umher: er pflegte der Bäume, benannte die Thiere, freuete sich überall der fruchtbaren, Segenreichen Schöpfung, fand aber unter allem Lebendigen nichts, das die Wünsche seines Herzens mit ihm theilte. Endlich blieb sein Auge an Einem der schönen Luftwesen hangen, die, wie die Sage sagt, längst vor dem Menschen die Bewohner der Erde gewesen waren und die sein damals hellerer Blick zu schauen vermochte. Lilith hieß die schöne Gestalt, die wie ihre Schwestern auf Bäumen und Blumen wohnte und nur von dem schönsten Gerüchen lebte. „Alle Geschöpfe, sprach er bei sich selbst, leben in Gemeinschaft unter einander; o daß mir diese schöne Gestalt zur Gattinn würde!“

Der Vater der Menschen hörte seinen Wunsch und sprach zu ihm: „du hast dein Auge auf eine Gestalt geworfen, die nicht für dich erschaffen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)