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Und als sie Meer und Tiefen und Luft und Erde mit Leben erfüllet hatten, da standen sie rathschlagend still und sprachen zueinander: „Lasset uns Menschen schaffen, unser Bild; ein Gleichniß Des, der Himmel und Erde durch Licht und Liebe schuf.“ Da fuhr Leben in den Staub: da stralte Licht des Menschen göttliches Antlitz an und die Liebe wählete sein Herz zu ihrer stillen Wohnung.

Der ewige Vater sahs und nannte die Schöpfung gut: denn alles erfüllte, alles durchdrang sein immerwirkend Licht und seine holde Tochter, die belebende Liebe selbst.

Was murrst du, müßiger Weiser, und staunst die Welt, wie ein dunkles Chaos an? Das Chaos ist geordnet; ordne du dich selbst. Im wirkenden Leben nur ist Menschenfreude; in Licht und Liebe nur des Schöpfers Seligkeit.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)