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Licht und Liebe.


Im Anfange war alles wüst’ und leer, ein kalter Meeresabgrund; die Elemente der Dinge lagen wild durch einander. Da wehete Lebenshauch vom Munde des Ewigen und brach des Eises Ketten und regte wie eine brütende Taube sanft die erwärmenden Mutterflügel.

In dunkler Tiefe regte sich alles nun, aufringend zur Geburt. Da erschien der Erstgebohrne, der Engel des Angesichts, das sanft erfreuende Licht.

Das holde Licht, vereint mit der Mutterliebe, die über den Wassern schwebete; sie schwangen sich auf zum Himmel und webten das goldene Blau: sie fuhren hinunter zur Tiefe und füllten mit Leben sie an: sie trugen die Erd' empor zu Gottes Altar, bestreuend sie mit immerverjüngten Blumen: den kleinsten Staub beseelten sie.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)