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Dinge, deren Anblick uns in der Natur unangenehm ist, sehen wir in der genausten Kunstnachahmung mit Freuden. Dies zeigt, daß Lernen nicht für Philosophen allein das Süßeste ist, sondern auch für andre, obgleich nicht in demselben Maaße. Denn sie freuen sich deshalb, wenn sie Bilder anschauen, weil der Anschauende lernt und schließt, was Jedes sei? wie es so sei und nicht anders? Träfe es sich aber, daß er den vorgestellten Gegenstand vorher noch nicht gesehen hätte: so wird seine Freude nicht aus der Nachahmung desselben, sondern aus der Kunst des Werks, der Farbe oder aus einer ähnlichen Ursache entspringen.“


Auf diesen so oft mißverstandenen Begriff der Nachahmung d. i. der künstlichen Darstellung und der Uebung unsrer Vernunft in Anerkennung der Gegenstände, in freudiger Anschauung des Aehnlichen u. f. bauet der philosophische Grieche sein Gebäude der Dichtkunst; und könnte

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)