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Zum Beweise meines Satzes liegt das ganze Feld der erlesensten Fabeln vor mir und ich habe Mühe zu wählen. Wenn es hier auf eine willkührliche, kleinfügige Menschen-Moral ankäme, welchem Guten könnte nicht ein Uebel, welcher zu befolgenden Pflicht nicht eine andre entgegengesetzt werden, die sich eben sowohl im Reich handelnder Wesen zeigte? So könnte man durch das Beispiel des Habichts, des Hechts und andrer königlichen Würger den Würgern der Erde fein-äsopisch schmeicheln, durch das Beispiel des Sperlings die Wohllust und zwar wie jener Weltweise es that, durchs Vorbild des Schweins die unveränderliche Gemüthsruhe des Weisen empfehlen; sobald es nämlich auf nichts als auf herausgerissene Beispiele von Thierhandlungen ankäme, die sich allesammt schon dadurch entkräften, daß der Mensch weder Hecht noch Habicht, noch Sau noch Sperling ist und seyn soll. Also kommt es hier auf höhere, allgemeine

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)