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sein inneres Gepräge, ja mit der Geschichte desselben zugleich sein unwandelbares Schicksal verbindet: so ists eben die Fabel, die uns jetzt eine Lehre, jetzt einen Erfahrungssatz aus dieser Geschichte als nothwendig darstellt; mithin von den ewigen Gesetztafeln der Natur uns ein Wort oder eine Sylbe unauslöschlich ins Gemüth präget. Eine Fabel, die diesen Zweck nicht erreicht (und viele irren weit von demselben) kann zwar als ein erläuterndes Beispiel, als eine uns zuredende Parabel, als eine Zeitkürzende Erzählung gelten; das hohe Ziel ihrer Gattung aber hat sie verfehlet. Denn wozu die mühsame Dichtung? wozu der ganze Apparat neugeschaffner Wesen und ihrer Verhältnisse zu einander, wenn durch sie nicht etwas gelehrt und mit einer Kraft anschaulich gemacht werden könnte, wie solches uns weder Geschichte noch Parabel zu lehren vermochte?

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)