Seite:Zerstreute Blaetter Band III 159.jpg

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also weder eine praktische Lehre, noch einen unmittelbaren Erfahrungssatz anschaulich machen wollten: so begnügten sie sich oft mit einer Speculation, einem ästhetischen Urtheil, einer feinen Bemerkung, für welche sie einige veranlassende Umstände herbeiführten und sie am Ende einem der Fabelwesen in den Mund legten. Ich habe nichts dagegen, daß man diese Fabel-Gattung philosophische oder Conversationsfabeln nennt: sie können viel Feines und Nützliches enthalten; selten aber wird die feine Bemerkung dieser Art in der gedichteten Situation selbst völlig anschaubar gemacht worden seyn, daß sie aus ihr durch eine Art innerer Nothwendigkeit folge. Eine Reihe von veranlassenden Umständen, oft nur eine Gedankenfolge ist in ihr zusammengestellt worden, damit die Bemerkung Stelle und Ort finde. Ich zweifle, daß Aristoteles diese Situationen für äsopische Fabeln erkennen würde; den Namen sinnreicher Dichtungen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)