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seines Lebens.“ Eine Fabelmoral, die alle Moral aufhübe.

„Aesop, sagt Leßing, machte die meisten seiner Fabeln bei wirklichen Vorfällen. Er mußte also die Aehnlichkeit seiner erdichteten Geschichte mit dem gegenwärtigem Vorfall faßlich machen, und zeigen, daß aus beiden sich eben dieselbe Wahrheit bereits ergebe oder gewiß ergeben werde h)[1]“ Ist dies, (und der Umstand ist eben so bekannt als unläugbar;) so wars offenbar weder eine abstrakte Wahrheit, noch ein allgemeiner moralischer Satz, auf welche der Fabeldichter arbeitete; es war ein besondrer praktischer Satz, eine Erfahrungslehre für eine bestimmte Situation des Lebens, die er in einer ähnlichen Situation anschaulich und für den gegenwärtigen bestimmten Vorfall anwendbar machen wollte. Und hiemit ist unsre Frage aufs deutlichste beantwortet.


  1. h) S. 114.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)