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Wort moralischer Satz an sich unbestimmt und undeutlich. Soll es eine wirkliche Pflicht der Moral seyn, die mich Thiere lehren? Wie könnte ich diese von einem Thier, einem an sich unmoralischen Wesen, das nur in seinem Charakter handelt und nur in ihm handeln muß, lernen? Der Fuchs bleibt immer ein Fuchs, der Wolf ein Wolf, der Löwe ein Löwe; und ich laufe Gefahr, die ungerechtsten, für uns unsittlichsten Allgemeinsätze zu abstrahiren, wenn ich dem Instinktmäßigen Betragen dieser Thiere blind folgte. Da wäre keine Gewaltsamkeit, keine List, keine Blutdürstige Frechheit, die sich nicht aus dem Beispiel eines Thiers durch eine Fabel beschönigen ließe, so daß eben aus der durchgängigen Bestandheit ihres Charakters zuletzt kein andrer als der allgemeine Fabelsatz folgte: „jeder gehe seinem Instinkt mit Thierbestandheit nach: denn der Fuchs muß ein Fuchs seyn, bis ans Ende

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)