Seite:Zerstreute Blaetter Band III 136.jpg

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Mich dünkt, soweit als der Fabulist sich getrauet, seiner gedichteten Handlung Wahrheit, Lebhaftigkeit und Klarheit, kurz der Lehre, die er im Sinn führet, Anschauung geben zu können. Weiter lassen sich hier keine Grenzen zeichnen. Einer Nation, die unter Bäumen lebt, sprechen die Bäume: es ist ihr nicht anstößig, daß Einer vor dem Andern König seyn will, denn wie verschieden ist das Ansehen, der Nutzen und Rang der Bäume dem sinnlichen Menschen! Es ist ihr nicht befremdend, daß Ein Baum die Tochter des Andern zur Braut begehret: denn sie kennet die Geschlechter der Bäume und hat selbst Bäume durch Bäume einimpfend veredelt. Ihre Sprache ist dazu eingerichtet, daß Ausdrücke solcher Art, z. B. die Tochter des Baumes, der König der Bäume, durchaus nichts Auffallendes mehr haben, weil sie in andern Dichtungen längst und

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)