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Sittenlehrer, der Fabulist hingegen der Esel seyn, der ihn so ungereimt metamorphosirte. Also leidet die Behauptung nothwendig eine Einschränkung, c)[1] „daß wenn man den Thieren einmal Freiheit und Sprache zugestanden, man ihnen zugleich alle Modificationen des Willens und alle Erkenntnisse zugestehen müsse, die aus jenen Eigenschaften folgen, auf welchen unser Vorzug vor ihnen einzig und allein beruhet.“ Denn dieser Ausspruch könnte nicht anders als alle sinnliche Anschauung und gefühlte Wahrheit einer so erhöheten Fabel rauben. Ists allenthalben nur der verkappte Mensch, der geistreiche, witzige Sittenlehrer, der unter dem Gewande der Thiere spricht: so mag dies Maskenspiel freilich ergötzen, man kann auch in ihm viel Gutes lernen und hören; die eigentliche äsopische Fabel aber ist damit zerstöret. Nach dieser spricht


  1. c) Leßings Abhandlungen S. 208. 209. u. f.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)