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vorige Zeit zurück, und sog aus allem, was ehemals sinnliche Anschauung gewesen war, den Saft einer Lehre. Aus diesem Standort muß man sie, wie mich dünkt, nie entfernen: denn von abstracten Philosophen für abstracte Philosophen ward sie nicht erfunden. Also wird sich auch sogleich die zweite Frage beantworten:

2. Wie müssen die Thiere in der Fabel handeln? Als Thiere oder als Menschen?

Mich dünkt, als Thiere; aber Menschen ähnlich. Die anschauliche Wahrheit und sinnliche Ueberzeugung beruhet ja eben darauf, daß der Fuchs als Fuchs, der Löwe als Löwe spreche und handle. Durchbreche ich diese Schranken der Anschauung und erhöhe den Charakter der Thiere so hoch über ihre Sphäre, daß die Täuschung verschwindet: so wird, wie Leßing sinnreich sagt, der witzigsprechende Esel der

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)