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Sinn mit dem Gepräge der Analogie bezeichnet. Eigentlich und absolut kann der Mensch weder dichten, noch erfinden; er würde damit der Schöpfer einer neuen Welt. Was er thun kann, ist, Bilder und Gedanken paaren, sie mit dem Stempel der Analogie, insonderheit aus sich selbst, bezeichnen; dieses kann und darf er. Denn alles was Bild in der Natur heißt, wird solches nur durch die Empfängniß und Wirkung seiner bemerkenden, absondernden, zusammensetzenden, bezeichnenden Seele.


Es verstehet sich von selbst, daß solange diese Dichtung bei einer Nation blos Sage war, sie Theils ein ungeprägtes Gold blieb, Theils gar bald sehr verfälscht werden mußte. Verfälscht mußte sie werden, weil beinah jeder Sagende dazuthat oder abnahm, auch ohne daß ers wußte und wollte. Einige klare, kühne, lebhafte Geister hatten erfunden und erzählten vor; schwächere Köpfe

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)