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Die Blum’ in tausend Früchten wiederblüh.
Den großen Wandelgang des ewgen Alls
Befördert Luft und Sonne, Nacht und Tag.

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Das Ich erstirbt, damit das Ganze sei. – –


     Was ist’s, das Du mit Deinem armen Ich
Der Nachwelt hinterläßest? Deinen Namen?
Und hieß er Raphaël; an Raphaëls
Gemählden selbst vergeß’ ich gern den Mann,

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Und ruf’ entzückt: ein Engel hats gemahlt.


     Dein Ich? Wie lange kann und wird es dann
Die Nachwelt nennen? Und am Namen liegts?
So nennet sie mit dir auch Mävius,
Und Bavus, Stax, und Nero-Herostrat.

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     Nur wenn uneingedenk des engen Ichs

Dein Geist in allen Seelen lebt, Dein Herz
In tausend Herzen schläget; dann bist du

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)