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     Einen Schmuck von tausend Farben

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Webte sie um Florens Brust;

Neuverjünget, wenn die Schwestern starben,
Treten Schwestern auf mit Siegeslust.
In ein Chor von tausend süßen Liedern
Theilte sich ihr mächtger Klang,

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Der auf bunten schwebenden Gefiedern

Disharmonisch-schön zum Himmel drang.

     Stärke, Klugheit, sanfte Triebe,
Schönheit in jedweder Art,
Und in tausend der Gestalten Liebe

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Ward umhergegossen ungespart.

Endlich trat sie in sich selbst und senkte
Tief sich in ihr Mutterherz:
„Meinem Liebling, wie wenn ich ihm schenkte
Aller meiner Kinder Lust und Schmerz?“


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/88&oldid=- (Version vom 1.8.2018)