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Sah man es glänzen, wenn er betete,

Und vorm Altar: „Aufwärts die Herzen!“ sang.[1]

     In solchen Süßigkeiten schwamm Amandus,
Sein Herz bewahrend, strenge gegen sich,
Und überstrenge. Da erschien ihm einst

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Sein Engel wieder: „Glaubst du, sprach er sanft

Zum Schlummernden, indem du deinen Leib
Mit Büßungen belegest, dieses sei
Das schwerste Leiden? Leiden andrer Art
Erwarten dich. Schau her! Ich bringe dir,

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Dem zarten Knaben, Ritterkleider. Rüste

Dich tapfer. Wenn du selbst dich peinigtest,
So höretest du, wenn du wolltest, auf.
Dich werden andre peinigen, und nicht
Aufhören, wenn du wünschest. Bis hieher


  1. Sursum corda.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/391&oldid=- (Version vom 1.8.2018)