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 Ihm erschien
Die Schönheit alles Schönen, in Gestalt
Der ewgen Weisheit. Wie der Morgenstern

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Trat sie hervor und ward zur Morgenröthe,

Zur Morgensonne. Die Unsterblichkeit
War ihre Kron’; ihr Kleid die Anmuth. Süß
Und Huldreich sprach ihr Mund; und Sie, sie war
Der Freuden Freude, die Allgnugsamkeit.

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     Sie schien ihm nah und fern, von allem Hohen

Das Höchste, und von allem Innigen
Das Innigste, der Schöpfung Meisterinn,
Die sie in zarter Milde streng regiert.
Mit süßester Gebehrde sprach sie: „Sohn!

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Gib mir dein Herz.“


 „O drücke mir dich selbst,
Dich selbst ins Herz, daß jeder Busenschlag
Es heb’ und mich erinnre, daß ich Dich,
Nur Dich in Allem seh.“


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/388&oldid=- (Version vom 1.8.2018)