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Spielest bald mit mir auf einer andern
Schönen Au, da will ich süße Früchte,

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Wie du nie sie kostetest, dir schenken.

Dir, o Schwester, werd’ ich wiederkommen,
Wenn du Braut bist, und den Kranz dir reichen.
Mutter wirst du seyn von guten Kindern.
Gut wie Du, und gut wie Deine Mutter.“

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     Also träumte sie und wacht’ erschrocken

Auf, und eilte zu dem Bilde betend:
„Kann es seyn, so laß mir meinen Knaben,
Holdes Kind! Wo nicht, dein Will geschehe.“

     Und in Kurzem ward der Traum erfüllet:

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Denn der Knabe starb. Er sah im Sterben,

(Also sagt er) einen Himmelsknaben
Kommen, und ihm süße Früchte reichen,
Und er koste schon die süßen Früchte.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/385&oldid=- (Version vom 1.8.2018)