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     Einst am Abend’, als im schönsten Glanze
Unsrer Sonne die Geschwister beide
Sich erfreuten, sprach der rasche Knabe:
„Wenn einmal das Kind, das uns auch liebet,

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(Spricht die Mutter,) zu uns niederstiege.

Gerne gäb’ ich ihm die schönsten Blumen,“
Sprach die Schwester. „Gerne, sprach der Bruder,
Gäb’ ich ihm die allerschönsten Früchte.
Heilge Mutter, laß das Kind hernieder“

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     Und die Mutter strafte sie mit Worten

Sanft belehrend. Aber ihr im Herzen
Blieb das Wort; und bald darauf im Traume
Sah sie sich die Mutter Gottes neigen,
Und das Kind mit ihren Kindern spielend.

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     Lieblich war der Traum. Der Himmelsknabe

Sprach: „Für eure schönen Frücht’ und Blumen
Was soll ich euch geben? Du, o Bruder,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/384&oldid=- (Version vom 1.8.2018)