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     Er überlegt’, und schlief ermattet ein;
Da stand im Schlaf Sie selbst vor Augen ihm,

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Die Benedeyte. „Sieh mich, wer ich bin,

Sprach sie, und gieb mir keinen fremden Reiz.
Nur Selbstvergessenheit ist meine Zier;
Nur Demuth, Zucht und Einfalt ist mein Schmuck.“

     Getroffen wie vom Pfeile wacht’ er auf.

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Und sah fortan auch wachend Sie, nur Sie!

Wie der, der in die Sonne schaut, das Bild
Der Sonne mit sich träget. Oefters stand
(So dünkt es ihm) sie sichtbar vor ihm da,
Das Kind auf ihrem Arm, und Engel ihr

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                    Als das Bild vollendet war,
Da trat ein Himmelsjüngling zu ihm hin,
Und sprach: „Gegrüßet sei, Holdselige!“
Zum Bilde. Viele Herzen werden Dein

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Sich am Altar erfreun und willig Dir
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/335&oldid=- (Version vom 1.8.2018)