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     Sieben Tage gieng er; keine Stimme

Rief ihm zu: „was thust du hier, Elia?
Bis von Sonnenglut und Durst und Hunger
Er ermattet sank. „Nimm meine Seele,
Sprach er, Herr! Nur einen Trunk zur Labung,

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Eine Dattel laß mich hier nur kosten.“


     Und ein süßer Schlaf umfing den Jüngling,
Und sein Engel stand bei ihm: „Verwegner,
Der du Gott versuchst, bist du Elias?
Doch zu deinem Lohn und deiner Lehre,

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Hör’! – An deiner Seite rauscht die Quelle,

Und ein Palmbaum über deinem Haupte.
Siebzig Jahre sollst du hier mit ihnen
Leben, und sie werden mit dir sterben.
Aber keines Menschen süße Stimme

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Sollst du, keines Mannes Fußtritt hören,

Bis dir Einer kommt, der dich begrabe.“

     Froh erschrocken sah der Auferwachte,
Was der Engel ihm im Schlafe sagte;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/330&oldid=- (Version vom 1.8.2018)