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Plötzlich schlugDie Flamm’ empor, umwehend ringsum ihn
Gleich einem Segel, das ihn kühlete,
Gleich einem glänzenden Gewölbe, das
Den Edelstein in seine Mitte nahm
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Und schöner ihn verklärte; bis ergrimmtIhm eine freche Faust das Herz durchstieß.
Er sank; es floß sein Blut; die Flamm’ erlosch;
Und eine weiße Taube flog empor.
* * *
Du lachst der weißen Taube? Soll einmal
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Ein Geier Dir dem Sterbenden die BrustDurchboren? Dem Gestorbenen das Aug’
Ein Rab’ aushacken? Aus der Asche sich
Molch oder Natter winden? – Spotte nicht
Des Bildes, das die Sage sich erschuf:
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Nur Einfalt, Unschuld giebt im Tode Muth.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/317&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/317&oldid=- (Version vom 1.8.2018)