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     In der Menge sah er einen schönen

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Jüngling; fröhliche Gesundheit glänzte

Vom Gesicht ihm, und aus seinen Augen.
Sprach die Liebevollste Feuerseele.

     „Diesen Jüngling, sprach er zu dem Bischof,
Nimm in deine Hut. Mit deiner Treue
Stehst du mir für ihn! – Hierüber zeuge

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Mir und Dir vor Christo die Gemeine.“


     Und der Bischof nahm den Jüngling zu sich,
Unterwies ihn, sah die schönsten Früchte
In ihm blühn, und weil er ihm vertraute,
Ließ er nach von seiner strengen Aufsicht.

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     Und die Freiheit war ein Netz des Jünglings;

Angelockt von süßen Schmeicheleien,
Ward er müßig, kostete die Wohllust,
Dann den Reiz des fröhlichen Betruges.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)