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     Doch sie ist verschwunden. –

Wie? und vor mir schwebet eine andre
Liebliche Gestalt, in hellen Byssus
Sanft verschleiert. „Himmlische, wer bist du?
Ach, auf deiner Brust sind Blutestropfen.

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Und die Lilie in deinen Händen –“


     „Von dem Dolche feindlicher Verläumdung,
Freundlicher Entweihung sind die Wunden
Mir gegraben; doch das Blut der Unschuld
Bringet Heil.“

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     „Um deine Stirn, o Göttinn,

Starrt ein Dornenkranz.“

     „Und auf dem Kranze
Sprießen Rosen. Auf! hinauf! Die Palmen
Winken uns; die Lobgesänge tönen.
Fürchte keine Höhlen des Betruges

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Da wo ich dich führe.“


     „Und wer bist du?“
„Drei- und einfach ist mein heilger Name;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/300&oldid=- (Version vom 1.8.2018)