Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/296

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und wiederholte und feierte sie in Liedern und Gebräuchen. Womit konnten sich Schäfer leichter und angenehmer unterhalten, als mit alten Traditionen, mit Wunder- und Zaubermährchen?


Wäre die Legende der mittleren Zeiten so genutzt, als es die Griechische war; wäre jeder Wohlthäter des Menschengeschlechts auch aus diesen dunkeln Jahrhunderten in dem Tone gepriesen, der für ihn gehörte; hätte jede Stadt, jede Kirche, jede gute Stiftung ihrem Heiligen diese Muse erweckt, wie manches Gute wäre dadurch befördert worden! Bei einigen ists geschehen; es giebt einfachgroße und rührende Hymnen, die aber – unsre Zeit nicht kennet oder nicht lieset. Vielleicht wird man auch nachstehende Erzählungen, die ich dem lehrenden Idyll näher zu bringen suchte, nicht lesen mögen. Und so seyn sie denn, wie die, von denen sie erzählen, begraben! Vielleicht gehen sie in einer andern Zeit fruchtreich hervor. Quiescant in pace.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/296&oldid=- (Version vom 1.8.2018)