Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/280

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zustand des Herzens es verlangte? Dem Einsamen, dem Geängsteten, dem Peinlichen, wiederum dem Begeisterten, dem Entzückten spricht Alles. Der Zweifelnde sucht allenthalben Belehrung; der Verlassene merket auf jeden ihm entgegenkommenden Wink. Lasset also jenem Verirrten einen Stern erscheinen, der ihn leite; diesem Durstenden entspringe eine Quelle, jenem matten Wandrer entsprieße ein Palmbaum in der Wüste. Hier falle auf des Frommen Gebet ein längst erwünschter Regen und erquicke die lechzende Au; dort komme ein Hagelwetter, ein Donner zu rechter Zeit, und schalle in Ohr und Seele. Jetzt laute die Glocke von selbst und wecke auf; hier erscheine ein Thier und schrecke und warne. Oder ein Vogel bringe himmlische Botschaft; ein Adler, ein Storch, eine Schwalbe, eine Taube gebe der wartenden Menge Muth, der zweifelnden Menge Bestimmung. Im ganzen Alterthum sind Augurien und Präsagien eine geglaubte Sprache der Gottheit gewesen;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/280&oldid=- (Version vom 1.8.2018)