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und Andachtbilder sind sie da, zu Erweckung ähnlicher Tugend, ähnlicher Andacht. Was hierzu den meisten Eindruck machen konnte und wie es ihn machen konnte; das ward geschrieben. Vielen Legenden bricht man, wenn ich so sagen darf, den Rücken, wenn man sie zu historischen Dokumenten ängstlich gestaltet.


Denn woher waren diese Legenden genommen? Aus dem Munde der Erzählenden, meistens andächtiger Jünger und Jüngerinnen; oder aus einzelnen Aufsätzen, selten des Verstorbenen selbst, meistens seiner Freunde. Alle diese sprachen und schrieben nach Einer Regel, zu Einem Zweck ihres nächsten Kreises, und des Geistes ihrer Zeit. Zur Erbauung sprachen und schrieben sie; nicht als vor Gericht gestellte Zeugen. Ueberhaupt ist über die Glaubwürdigkeit der Geschichte, und dessen, was man in verschiednen Zeiten, unter verschiednen Völkern Glaubwürdig nannte, beinahe noch nichts Haltbares geschrieben;

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)