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dies insonderheit Leben der Heiligen waren, auch allem, was man damals schrieb, der Ton der Andacht und des Wunderbaren anhing, so ist der Name Legende vorzüglich der wunderbar-frommen Erzählung, d. i. Lebensbeschreibungen und Geschichten, die durch das, was Andacht vermöge, zur Nachfolge reizen sollten, geblieben. Nebst den Ritterbüchern, fassen sie also, nach dem Geist damaliger Zeit, die Blüthe und Blume menschlicher Ausbildung in sich; die Ritterbücher für den Mann von Geburt, die Legenden für den andächtigen tugendhaften Menschen, welches Standes er auch seyn mochte.

Aber der Geist der Zeit schwebt vorüber. Die Ritterbücher sanken, und die Legenden sanken ihnen nach. Was einst Legende, d. i. nothwendig


in sacris synaxibus designabantur a moderatore Chori; vnde a Graecis συναξαρια appellantur. Du Fresne Gloss.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)