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auf, vielmehr bevestigt er ihn und sichert jene Wahrheit, auf die wir ganz Truglos gern fortbauen möchten. Niemand also sollte das Wort glauben blind verschwärzen und verläumden, da Glaube die Basis aller unsrer Urtheile, unsres Erkennens, Handelns und Genießens ist; im Namen der Welt sollte man sich freuen, daß es einen sichern vesten Glauben an die Natur und an die Consequenz der Dinge gebe. Auch das geistige Leben eines Menschen gewähret eine solche stille Gewißheit, in der man, selbst über das Grab hinaus, ruhig hinsiehet, und die ewigen Kräfte nicht in diesen engen Zeitraum, die ewige Waage des Rechts und Unrechts nicht von der engen Sphäre unsrer Sichtbarkeit umschlossen glaubet.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)