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des Lebens, ja im letzten Augenblick sollen wir alle Volk seyn, und uns nicht mit Grübeleien plagen. Haben wir zu überlegen nicht Zeit genug gehabt? Wollten wir, junge Catonen, das Büchlein in der Hand, erst in der letzten Stunde anfangen zu überlegen? Lebe jeder, wie er soll; im Tode überlasse er sich zutrauend der Vorsehung, die ihn hieher gebracht und so manche Anstalt auf ihn vorbereitet hatte; sie wird diese auch dort getroffen haben und ihn sicheren Schrittes leiten. Dem mit Schwären überdeckten Verbrecher aber reiche man kein falsche Pflaster; wo möglich, gehe er vor den Augen der ganzen Welt als ein Verbrecher hinüber. Sein innerstes Bewußtseyn in diesem Augenblick zum Kuppler zu machen, ist Hochverrath gegen die Menschheit.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)