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und sehen will, die auf einer Verfassung, auf einem Geschlecht, auf einem Zustande von Sitten und Charakteren, als eine der Zukunft zu verrechnende Schuldenlast drückend liegen. Der Schuldherr kommt, er kommt gewiß, ein unerbittlicher Foderer und strenger Vergelter. – – Auch, glaube ich, müße eine Zeit erscheinen, da diese Gesetze des politisch-moralischen Rechts und Unrechts dem Menschenverstande so licht und klar vorliegen, als die Gesetze des physischen Drucks und Gegendrucks oder der natürlichen Schwere. Es muß eine Zeit kommen, da es eine Wissenschaft der Zukunft wie der Vergangenheit giebt, da Kraft dieser Wissenschaft die edelsten Menschen so gut für die Nachwelt als für sich rechnen: denn Eins wird durch das andre gestraft und belohnet. Aus der Astrologie und Chiromantie wird sich diese Wissenschaft der Zukunft nicht herschreiben; sie hat schon ihren Namen, Physiokratie im reinsten höchsten Verstande, Ethomantie der Menschheit,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/242&oldid=- (Version vom 1.8.2018)