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was, der Sache selbst und älteren Erfahrungen nach, jede Begebenheit mit sich bringe und hinter sich führe. Die Vernunft kann sich an nichts Wichtigerm nützlicher üben als an diesem Verbinden


Wort von ganz anderm Sinn zur Seite Ahnden, d. i. zürnend verweisen, rächen und strafen. Es ist nicht zu läugnen, daß das letzte das erste beinahe verdrängt hat, und daß manche es fast für Ziererei halten, statt Ahndung, Ahnung zu gebrauchen; indessen ist dieses (Ahnung, Ahnen) in den meisten Dialekten Uraltersher und in der gemeinen Sprache das wahre. Warum sollte man nicht also, bei so verschiednem Sinn, auch Worte bestimmt unterscheiden? wie man es gegen ein verwirrendes quid pro quo in mehreren Fällen gethan hat. Auch das für und vor war bei den Alten nicht unterschieden; man hat sich aber, weil es die Logik der Sprache fordert, über ihren Unterschied einverstanden; warum sollte man es nicht auch bei den Wörtern Ahnen (die Zukunft dunkel vorausempfinden) und Ahnden (rächend strafen) thun dörfen?

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)