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zu bessern, ein Unbegrif, ein häßlicher und verächtlicher Gedanke.

34.

Und sehen wir nicht, daß eben Personen, welche die Vorsehung vernachläßigt, ja gar verwahrloset zu haben scheint, oft am glücklichsten gedeihen? Andre, die sie reich ausstattete, mißrathen?

35.

Eine Hypothese also, die uns das Leben zum blinden Kinderspiel oder zur Fallbrücke macht, die uns veranlaßt, wider die Vorsehung entweder als unbillig Verworfene schmerzhaft zu murren, oder sie wie verzogne Lieblinge bübisch zu äffen und zu mißbrauchen; eine Hypothese, die uns zum Neide, zum Stolz, zu Trübsinn, Trägheit und Mißtrauen verführt, und uns den klaren Anblick der Dinge, wie sie sind und werden, hinwegnimmt – eine solche Dichtung ist kein glücklicher Traum.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)